Technik & Wissenschaft

Die gemeingefährliche Erfindung des Mr. Merlin

London, 1760. John Josef Merlin ist ein begnadeter Instrumentenbauer und Erfinder. Es hat die Idee, Metallrollen Holzbretter zu schrauben. Das Holzbrett wiederum befestigt er an einer Schuhsohle. Das Ergebnis ist eine Art Schlittschuh für den Sommer. Das muss die Londoner High Society einfach begeistern!

John Josef Merlin stellt seine Erfindung auf einem Maskenball in Carlisle House vor. Sein Plan ist es, auf den rollenden Schuhen in den Ballsaal zu gleiten und dabei Geige zu spielen.
Er schnallt die Schuhe an, packt seine Geige und nimmt Schwung. Er rollt in den Ballsaal. Aber er rollt schnell, und er kann nicht anhalten! Schuhe, Geige und Erfinder krachen in einen großen Wandspiegel. Statt Applaus regnet es Scherben.
Die High Society nimmt dankend davon Abstand, das neue Fortbewegungsgerät selbst auszuprobieren.

Von der Bühne auf die Straße

Selbst wenn England im Jahr 1760 noch nicht reif für John Josef Merlins Erfindung ist, lässt sich der Aufstieg des Rollschuhs nicht lange aufhalten. Rollschuhe werden zunächst bei Akrobatik-Shows eingesetzt, etwa in Preußen im Jahre 1818. Das inspiriert verschiedene Erfinder zu Verbesserungen. Der Franzose Monsieur Petibledin lässt sich ein Konzept für Rollschuhe mit zwei und vier Rollen patentieren. Der Brite Robert John Tyler findet eine Version mit fünf Rollen vorteilhafter und erhält hierauf ein Patent.

Schon damals werden die Metallrollen in einer Form arrangiert, die wir heute als „Inline“ kennen. Allerdings fehlt noch die Technik, um durch Kurven zu navigieren und rückwärts zu fahren. Allen Schwierigkeiten bei der Navigation zum Trotz kommt die Welt auf den Geschmack. Rollschuhlaufen wird populär. 1857 gibt es in London bereits zwei öffentliche Rollschuhbahnen.

Ein Beitrag von Anna M. Thane, Autorin des Romans
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